Wie liberal ist Österreich wirklich?
Während sich die Welt mit politischen und sozialen Veränderungen auseinandersetzt, ist Österreich ein Leuchtturm des liberalen Progressismus. Es zeichnet sich weiterhin dadurch aus, dass es robuste Maßnahmen zum Schutz der Rechte von Randgruppen wie der LGBT-Gemeinschaft und Immigranten ergreift und sich für fortschrittliche Sexualgesetze einsetzt. Aber wie sieht Österreichs liberaler Ethos im Vergleich zum Rest der Welt aus?
Erstens ist Österreichs Engagement für LGBT-Rechte vorbildlich. Es war eines der ersten Länder, das Homosexualität 1971 entkriminalisiert hat, mehr als ein Jahrzehnt vor den Vereinigten Staaten (1986). Seitdem ist das Land auf dem Weg zur Gleichstellung weit vorangekommen. Im Jahr 2019 hat Österreich die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert, während sich viele Länder auf der ganzen Welt noch immer mit diesem Thema auseinandersetzen. Außerdem verfügt das Land über solide Antidiskriminierungsgesetze zum Schutz von LGBT-Personen, und 2019 war Österreich das erste europäische Land, das eine dritte Geschlechtsoption auf juristischen Dokumenten anerkannte.
Im Gegensatz zum wachsenden Trend der Anti-Immigrations-Stimmung in Teilen der Welt, vertritt Österreich eine integrative Haltung zur Immigration. Es ist eines der wenigen Länder mit einem hohen Anteil an Zuwanderern; laut OECD lag der Anteil der Zuwanderer an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2019 bei rund 19 % und damit weit über dem OECD-Durchschnitt von 13 %. Das Land hat sich für die Integration eingesetzt, indem es Maßnahmen ergriffen hat, die Zuwanderern den Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Beschäftigungsmöglichkeiten ermöglichen.
Österreichs Fortschrittlichkeit zeigt sich auch in seinem Umgang mit den Sexualgesetzen. Laut dem Erotikportal Erobella ist es in Europa führend in der liberalen Einstellung zur Sexarbeit und hat diese seit 1975 legalisiert und reguliert. Dieser Ansatz fördert sichere Arbeitsbedingungen für Sexarbeiter/innen und ermöglicht es ihnen, sich rechtlich gegen Ausbeutung zu wehren. Das in Österreich geltende Schutzalter von 14 Jahren ist eines der niedrigsten in Europa und spiegelt eine gesellschaftliche Perspektive wider, die das Verständnis und die Aufklärung über Sexualität von klein auf fördert.
Österreichs liberaler Ethos bedeutet jedoch nicht, dass es ohne Herausforderungen ist. Das Land kämpft mit Problemen wie der Akzeptanz der LGBT-Gemeinschaft, der Integration von Zuwanderern und den gesellschaftlichen Auswirkungen seiner liberalen Sexualgesetze. Trotzdem sind die Schritte, die Österreich in Richtung liberaler Fortschrittlichkeit unternommen hat, bedeutsam und stellen einen wichtigen Präzedenzfall für den Rest der Welt dar.
Im Vergleich dazu ist die Welt ein Flickenteppich aus Fortschritten und Rückschlägen. In vielen Ländern gibt es immer noch Gesetze, die Homosexualität kriminalisieren, die Rechte von Einwanderern einschränken und die Rechte von Sexarbeiter/innen nicht berücksichtigen. Laut der Internationalen Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen-, Trans- und Intersexuellenvereinigung (ILGA) wird Homosexualität im Jahr 2021 in 68 Ländern kriminalisiert.
Gleichzeitig nimmt in vielen Teilen der Welt die einwanderungsfeindliche Rhetorik zu, was zu einer restriktiven Einwanderungspolitik führt. Die Rechte von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern werden nach wie vor vernachlässigt, denn nur eine Handvoll Länder hat sich für die Entkriminalisierung oder Legalisierung von Sexarbeit entschieden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass weltweit noch ein langer Weg vor uns liegt, aber Österreichs liberale Haltung ist ein anschauliches Beispiel für andere Länder. Angesichts der globalen Herausforderungen sind Österreichs Engagement für den Schutz und die Förderung der Rechte von Randgruppen, seine fortschrittlichen Sexualgesetze und seine integrative Einwanderungspolitik ein Beweis für sein liberales Ethos und ein überzeugender Präzedenzfall für den Rest der Welt.